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ENERGYSCAPE

Empfehlungen für eine Landschaftsentwicklung durch Anlagen erneuerbarer Energien in der Schweiz

Ergänzungsstudie im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Energie"
(NFP 70 und 71) mit Empfehlungen für die Praxis.

Energiewende und Landschaft

Die Transformation des schweizerischen Energiesystems erfordert den Ausbau der Nutzung verschiedener erneuerbarer Energien. Die dazu notwendigen Infrastrukturen verändern die Landschaft.

Wie die Bevölkerung diese Veränderungen wahrnimmt, beeinflusst massgeblich die gesellschaftliche Akzeptanz der Energieanlagen. Das Projekt ENERGYSCAPE untersuchte in einer Präferenzstudie, wie die Bevölkerung den Einfluss einer Kombination verschiedener Typen von Anlagen erneuerbarer Energien auf die Landschaft beurteilt.

Forschungsfragen

1. Wie nimmt die Schweizer Bevölkerung eine Kombination unterschiedlicher Typen von Anlagen erneuerbarer Energien und die damit verbundenen Landschaftsveränderungen wahr und wie beurteilt sie diese?
2. Welchen Einfluss hat die Landschaft auf die Beurteilung der Landschaftsentwicklungen mit Anlagen erneuerbarer Energien?
3. Welchen Einfluss haben Bedeutungszuweisungen der Bevölkerung zur Landschaft und zu Energieanlagen auf die Beurteilungen?

Transformation des Energiesystems

Die Energieversorgung der Schweiz beruht zu rund 80 Prozent auf importierten fossilen Brenn- und Treibstoffen sowie Kernbrennstoffen aus dem Ausland. In den Wintermonaten hängt auch die schweizerische Stromversorgung von Importen ab (BFE 2016). Auf diese Weise ist die Schweiz geographisch, politisch und versorgungstechnisch in den Europäischen Energiemarkt eingebunden. Steigender Energiebedarf, Engpässe in der Versorgung, schwankende Preise und die Notwendigkeit, die negativen Umweltauswirkungen des Energiesektors zu senken, stellen die Schweiz wie ganz Europa vor eine komplexe Herausforderung.

Mit der Energiestrategie 2050 hat die Schweiz den Umbau des Schweizerischen Energiesystems, insbesondere den Ausstieg aus der Kernenergie, beschlossen. Nebst der Steigerung der Energieeffizienz strebt die Energiestrategie 2050 an, die Nutzung erneuerbarer Energien substanziell auszubauen. Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen sind dabei die bedeutendsten landschaftswirksamen Infrastrukturen. Auch Hochspannungsleitungen gilt es vermehrt in die Landschaft zu integrieren.

Die Realisierung von Anlagen erneuerbarer Energien verlangt eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Diese umfasst verschiedene Aspekte (vgl. NFP-Projekt «Akzeptanz erneuerbarer Energie»). Das Projekt ENERGYSCAPE fokussiert einzig auf den Aspekt «Landschaft». Wie Menschen veränderte Landschaften wahrnehmen und beurteilen, ist jedoch ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz dieser Infrastrukturen insgesamt.

Es stellt sich deshalb die Frage, wie diese landschaftliche Perspektive der gesellschaftlichen Akzeptanz bei Projekten zum Ausbau erneuerbarer Energien besser berücksichtigt werden kann. Das Projekt ENERGYSCAPE soll aufzeigen, wie die landschaftlichen Beurteilungen von Landschaftsveränderungen durch erneuerbare Energien aus Sicht der Bevölkerung erfasst werden können. Aus den Beurteilungen werden Erkenntnisse und Empfehlungen für die Planungspraxis abgeleitet.

Landschaften mit Energiepotenzial

Vom physischen Energiepotenzial zur Auswahl von Charakterlandschaften

Um die gesellschaftlichen Beurteilungen von Landschaftsentwicklungen durch eine Kombination unterschiedlicher Anlagen erneuerbarer Energien zu untersuchen, wurden Charakterlandschaften der Schweiz verwendet. Die Abbildung zeigt das generelle Vorgehen, wie diese ausgewählt wurden.

Ausgehend vom physischen Energiepotenzial der 38 Landschaftstypen der Schweiz wurden dreizehn Landschaften ermittelt, die gemäss dem Energiepotenzial für die Bereitstellung erneuerbarer Energie wichtig sind. Sie wurden anschliessend zu acht Charakterlandschaften zusammengefasst. In diesen ausgewählten Landschaften wurden konkrete Standorte — sogenannte «Vistas» — ausgewählt, die sieben der generalisierten Charakterlandschaften repräsentieren. [mehr Informationen: Broschüre]

Im ENERGYSCAPE-Projekt definierte Charakterlandschaften:

Konflikte und Wissenslücken

Die Planung und Realisierung von Anlagen erneuerbarer Energien führt vielerorts zu Zielkonflikten mit dem Erhalt von Natur- und Landschaftswerten und mit anderen Raumnutzungen. Es fehlt jedoch Wissen, um die landschaftlichen Auswirkungen von Anlagen erneuerbarer Energien auf die Landschaftsqualität abzuschätzen. Insbesondere ist nicht bekannt, wie eine Kombination verschiedener Typen von Energieanlagen in bestimmten Landschaften der Schweiz von der Bevölkerung wahrgenommen und beurteilt wird. Weitgehend unerforscht ist zudem der Einfluss, den die Landschaft sowie die Bedeutungszuweisungen zur Landschaft und zu den Energieanlagen auf diese Beurteilung hat.

Konzepte und Strategien zur Planung der Landschaftsentwicklung in der Schweiz beinhalten in der Regel Vorgaben für einen bestimmten Energieinfrastrukturtyp. Jedoch fehlen Konzepte zur Landschaftsentwicklung, die die räumliche Abstimmung für eine Kombination unterschiedlicher Anlagetypen erneuerbarer Energien behandeln. Um entsprechende Landschaftskonzeptionen zu erarbeiten, werden konkrete Landschaftsqualitätsziele benötigt. Damit die einmal gesetzten Ziele einer Landschaftskonzeption auch langfristig verfolgt werden, ist es von zentraler Bedeutung, die Sicht der Bevölkerung einzubeziehen.

Präferenzstudie

Wie beurteilt die Bevölkerung Energielandschaften?

Mit der Präferenzstudie wurde für eine Reihe unterschiedlicher Kombinationen von Anlagen erneuerbarer Energien wie Windenergie- und Photovoltaik- (PV-)Anlagen sowie Hochspannungsfreileitungen systematisch untersucht, wie die Bevölkerung verschiedene Szenarien in sieben Charakterlandschaften der Schweiz beurteilt. Ein Laborexperiment und eine Online-Befragung waren Teil dieser Untersuchung. [mehr Informationen: "Making of" und Broschüre]

Für welches Bild entscheiden Sie sich? — Müssten Sie sich für eines der folgenden Szenarien entscheiden: Welche Entscheidung treffen Sie?

Resultate

Beurteilung von Landschaftsentwicklungen durch Anlagen erneuerbarer Energien

Die Online-Befragung von 844 Personen ermöglicht repräsentative Aussagen zur Wahrnehmung und Beurteilung durch die Schweizer Bevölkerung. Die Ergebnisse illustrieren, welche Entwicklungen die repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung beim Vergleich der Charakterlandschaften bevorzugt. Die Abbildung veranschaulicht die Gesamtbeurteilung der untersuchten Charakterlandschaften. Sie entspricht der Summe der Beurteilungen aller 32 untersuchten Szenarien pro Charakterlandschaft.

Bei der Befragung mussten sich die Befragten keine Gedanken machen über den Bedarf an Anlagen, um die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien gemäss der Energiestrategie 2050 sicherzustellen. Sie mussten auch keine Alternativlösungen für die Stromproduktion oder bezüglich der räumlichen Verteilung von Energieanlagen in Betracht ziehen.

Im «Siedlungsgeprägten Flachland» und in «Touristisch geprägten Berggebieten» mit touristischer Infrastruktur wie Skiliften bewertet die repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung Photovoltaik- und Windenergieanlagen landschaftlich deutlich positiver als in den anderen Charakterlandschaften.

Je unberührter jedoch eine Landschaft ist, desto negativer ist im Allgemeinen die Bewertung von Entwicklungen durch Energieanlagen. Auch die landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaften im «Jura», im «Landwirtschaftlich geprägten Flachland» und in den «Voralpen» scheint die befragte Bevölkerung eher vor Veränderungen durch Anlagen erneuerbarer Energien schützen zu wollen. [mehr Informationen: Broschüre]

Die Beurteilung der Szenarien

Erkunden Sie, wie die repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung verschiedene Szenarien in den Charakterlandschaften mit unterschiedlichen Kombinationen von Windenergie- und Photovoltaikanlagen sowie Hochspannungsleitungen in verschiedenen Mengen beurteilt!

Landschaftsentwicklungen mit einem niedrigen bis mittleren Anteil an Solarenergienutzung (PV-Anlagen) beurteilt die repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung am positivsten. Werden diese Szenarien mit einem niedrigen Anteil an Windenergieanlagen ergänzt, werden sie immer noch besser als oder sehr ähnlich beurteilt wie ein Szenario gänzlich ohne Energieinfrastrukturen. Am wenigsten gewünscht werden Szenarien, die einen mittleren bis hohen Anteil an Windenergieanlagen, einen hohen Anteil an PV-Anlagen auf Dächern, Fassaden und auch auf Freiflächen sowie Hochspannungsfreileitungen beinhalten. [mehr Informationen: Broschüre]

Einfluss der Landschaft auf die Beurteilungen

Physiologische Reaktion auf Landschaftsszenarien mit Anlagen erneuerbarer Energien

Emotionale Reaktionen führen zu messbaren physiologischen Auswirkungen. Im Laborexperiment wurde mittels Sensoren an den Fingern der Teilnehmenden die Veränderung der Hautleitfähigkeit gemessen. Die Unterschiede in der Hautleitfähigkeit geben an, wie stark sich die Erregung oder Aufmerksamkeit einer Person beim Betrachten der Landschaftsszenarien verändert.

Die Abbildung zeigt die mittlere Anzahl der Hautleitfähigkeitsreaktionen (number of Skin Conductance Responses, nSCR) während des Betrachtens der Landschaftsszenarien mit wenigen (LOW) und mit vielen (HIGH) Windenergie- und PV-Anlagen.

Betrachteten die Teilnehmenden Landschaften mit vielen Anlagen, war ihre Hautleitfähigkeit in der Regel höher als bei Landschaften mit wenigen Anlagen. Die Landschaftsszenarien mit einer Kombination vieler Windenergie- und PV-Anlagen lösten bei den Teilnehmenden eine stärkere emotionale Erregung aus als Szenarien mit wenigen Anlagen.

Insbesondere in naturnahen Landschaften wie den «Anderen Berggebieten» und dem «Jura» reagierten die Testpersonen sensibler bezüglich der Menge an Energieanlagen als in siedlungsgeprägten Landschaften. Hingegen lösten zusätzliche Infrastrukturen im Landschaftsbild im «Siedlungsgeprägten Flachland» bei den Betrachtern keine weiteren emotionalen Reaktionen aus.

Die physiologische Reaktion ist «nur» ein Indikator für die Stärke der Erregung oder Aufmerksamkeit. Es besteht insbesondere kein direkter Bezug zwischen der emotionalen Erregung und einer positiven oder negativen Wahrnehmung der gezeigten Szenarien. Zusammen mit dem Grad der positiven beziehungsweise negativen Beurteilung der gezeigten Szenarien lässt sich die Landschaftswahrnehmung jedoch besser verstehen. [mehr Informationen: Broschüre]

Einfluss der wahrgenommenen Landschaftsstruktur auf die Beurteilungen

Die Bewertung der Szenarien hängt vom jeweiligen Landschaftszusammenhang ab. So werden Szenarien mit wenigen (LOW) und mit vielen (HIGH) Windenergie- und PV-Anlagen in den sieben Charakterlandschaften unterschiedlich beurteilt.

Mit Kenngrössen für die Landschaftsstruktur wie der «wahrgenommenen Kohärenz» lassen sich grundlegende Qualitäten der physischen Eigenschaften der Landschaft erfassen (vgl. «Neue Ansätze zur Erfassung der Landschaftsqualität»). Im Laborexperiment beurteilten die Teilnehmenden, wie stimmig — oder eben kohärent — sie das Landschaftsbild aufgrund der vorherrschenden Strukturen und Muster wahrgenommen haben.

Die Abbildung zeigt in den sieben Charakterlandschaften die relative Veränderung der Kohärenzbewertung der Landschaften mit wenigen (LOW) und mit vielen (HIGH) Windenergie- und PV-Anlagen im Vergleich zur Landschaft ohne Energieinfrastrukturen.

Die wahrgenommene Kohärenz unterscheidet sich in allen Landschaften stark zwischen den Szenarien mit wenigen (LOW) und mit vielen (HIGH) Anlagen. Die Menge an Energieanlagen hat demnach grosse Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Landschaftsstruktur.

Interessanterweise wird das Landschaftsbild mit wenigen Windenergie- und PV-Anlagen in fast allen Charakterlandschaften als kohärenter wahrgenommen als ohne. Wenige Anlagen vermögen also eine Verbesserung der visuellen Landschaftsstruktur zu bewirken. Allerdings nur bis zu einem gewissen Ausmass: Wird eine grosse Anzahl an Anlagen sichtbar, verringert sich die wahrgenommene Kohärenz. [mehr Informationen: Broschüre]

Einfluss von Bedeutungszuweisungen auf die Beurteilungen

Die Online-Befragung diente auch dazu, die Bedeutungszuweisungen der Teilnehmenden zu Landschaften und zu Anlagen erneuerbarer Energien zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Bedeutungszuweisungen Einfluss auf die Beurteilung der Landschaftsszenarien haben.

Wie stark der Einfluss der Bedeutungszuweisungen ist, ist noch nicht vollends geklärt. Eine klare Tendenz ist jedoch erkennbar:

- Eine positive Wirkung auf die Bewertung der Szenarien kann beobachtet werden, wenn die Landschaften «arkadisch» betrachtetet werden — also mit einem romantisierenden, idyllischen, verträumten Blick — und wenn die Anlagen erneuerbarer Energien als Symbol für Nachhaltigkeit und für den Aufbruch der Menschheit in eine neue Zeit («Nachhaltigkeitsfortschritt») angesehen werden.

- Eine negative Wirkung auf die Bewertung der Szenarien haben eher nutzenorientierte, «utilitaristische» Landschaftsbetrachtungen, die auf einer für den Menschen vorteilhaften Nutzung der Landschaft basieren, und wenn die Energieanlagen als Schritt in Richtung einer weiteren Technisierung der Landschaft und als Ausdruck des Machbarkeitswahns der Menschen über die Natur («Technisierung der Landschaft») empfunden werden. [mehr Informationen: Broschüre]

Im Weiteren interessierte, ob und wie sich diese Bedeutungszuweisungen mit Interventionen beeinflussen lassen. So zeigte sich, dass bereits kurzfristige Interventionen wie im Rahmen einer Szenario-Beschreibung oder auch im Darstellungsstil der Visualisierungen Wirkung entfalten können. Daraus ist zu schliessen, dass sich die Meinungen beziehungsweise Haltungen von Menschen mit Hilfe von Kommunikationsinhalten — kurzfristig und unterschiedlich — beeinflussen lassen.

Aus diesen Ergebnissen lassen sich allerdings keine konkreten Umsetzungsempfehlungen ableiten. Um Erkenntnisse zu gewinnen, wie Interventionen im Rahmen von präferierten Landschaftsentwicklungen wirksam sind, bedarf es einer Reihe weiterer Untersuchungen.

Erkenntnisse und Empfehlungen

Wie können Anlagen erneuerbarer Energien so in die Schweizer Landschaften integriert werden, dass sie von der Bevölkerung akzeptiert werden? Basierend auf den vorgestellten Ergebnissen der Präferenzstudie kommt das Forschungsteam zu folgenden zentralen Erkenntnissen und Empfehlungen, die dazu beitragen können, die gesellschaftliche Akzeptanz für eine Landschaftsentwicklung durch Anlagen erneuerbarer Energien zu stärken.

Die Erkenntnisse und Empfehlungen geben Antworten auf drei grundlegende Fragen:

(1) Welche Landschaften kommen für eine Entwicklung durch Anlagen erneuerbarer Energien aus Sicht der Bevölkerung am ehesten in Frage?

(2) Welche Kombination von Typen von Anlagen erneuerbarer Energien sollte basierend auf den Studienergebnissen hinsichtlich der landschaftlichen Akzeptanz angestrebt werden?

(3) Was sollte bei der Planung von Anlagen erneuerbarer Energien hinsichtlich der Landschaftsentwicklung berücksichtigt werden?


Die folgenden fünf zentralen Erkenntnisse aus der ENERGYSCAPE-Studie und daraus abgeleiteten Empfehlungen sollten bei der Planung der Landschaftsentwicklung durch Anlagen erneuerbarer Energien berücksichtigt werden:

(1) Landschaftstyp und Vorbelastung spielen für die Beurteilung von Landschaftsveränderungen durch Energieanlagen eine wesentliche Rolle.

Im Vergleich der acht untersuchten Landschaften beurteilte die repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung Landschaftsentwicklungen durch Anlagen erneuerbarer Energien am ehesten positiv im «Siedlungsgeprägten Flachland» und — mit Einschränkungen, weil sensibler — in «Touristisch geprägten Berggebieten». In den naturnahen Berggebietslandschaften sind sie zurzeit eher unerwünscht.

(2) Eine grössere Menge an Energieanlagen kann negativ beurteilt werden.

Eine zunehmende Menge an Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie führte — mit Ausnahme der Photovoltaik auf Dächern und Fassaden — in allen Charakterlandschaften generell zu einer negativeren landschaftlichen Beurteilung. Die Studienresultate zeigen, dass die grösseren landschaftlichen Veränderungen durch Energieanlagen die Wahrnehmung der Landschaft stärker beeinflussen. Bei Landschaftsentwicklungen durch Anlagen erneuerbarer Energien sollte deshalb ein Auge darauf geworfen werden, wie die angestrebte Menge an Energieanlagen in der Landschaft von der Bevölkerung wahrgenommen wird.

(3) Sinnvolle Kombinationen unterschiedlicher Typen von Energieanlagen werden geschätzt.

Landschaftsveränderungen ausschliesslich mit Solaranlagen akzeptiert die repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung am besten. Windturbinen und Hochspannungsfreileitungen hingegen haben einen schwereren Stand. In einzelnen Charakterlandschaften beurteilen die Befragten in einer Landschaftsszene sichtbare Kombinationen einer moderaten Wind- und Solarenergienutzung und Freileitungen besser als Szenarien mit nur einer Energienutzungsform.

(4) Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Fassaden werden positiv beurteilt.

Für die repräsentative Stichprobe der Schweizer Bevölkerung ist es selbstverständlich, dass Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Fassaden in den Landschaften der Schweiz sichtbar sind. Auf gut sichtbaren Freiflächen werden diese Anlagen jedoch mehrheitlich abgelehnt.

(5) Emotionale Reaktionen sowie Bedeutungszuweisungen zu Landschaft und Energieanlagen beeinflussen Beurteilungen von Landschaftsveränderungen durch Energieanlagen.

Landschaft wird von Menschen in verschiedener Weise betrachtet, zum Beispiel als «arkadisch» oder eher als «utilitaristisch». Energieanlagen verbinden die einen mit einem Nachhaltigkeitsfortschritt, andere mit einer zusätzlichen Technisierung der Landschaft. Wie gut Infrastrukturen erneuerbarer Energien in eine Landschaft passen, hängt mit solchen Bedeutungszuweisungen zu Landschaften und Energieanlagen zusammen. Zudem beeinflusst die unbewusste emotionale Wahrnehmung der Landschaft die rationalen Entscheide. Es sollte versucht werden, solche Erkenntnisse in der Planung zu berücksichtigen.

[mehr Informationen zu den Erkenntnissen und Empfehlungen: Broschüre]

Schlussbemerkungen

Landschaftliche Perspektive

Die Erkenntnisse und Empfehlungen, die aus den Forschungsergebnissen abgeleitet wurden, stellen für sich keine Strategie dar. Sie sollen aber dazu dienen, die Sicht der Bevölkerung bei raumplanerischen Tätigkeiten besser einzubeziehen und auf diese Weise die Basis für Strategien zur Landschaftsentwicklung mit Anlagen erneuerbarer Energien in der Schweiz zu stärken. Für konkrete Projekte auf lokaler Ebene ist zu berücksichtigen, dass die landschaftliche Auswirkung nur einen von vielen Faktoren darstellt, der die gesellschaftliche Akzeptanz von Anlagen erneuerbarer Energien beeinflusst. Faktoren wie Effekte von Steuerungsinstrumenten, die Prozessgestaltung oder der Mehrwert für die Gesellschaft spielen ebenso eine wichtige Rolle. Diese Aspekte werden in anderen Projekten des NFP «Energie» vertieft behandelt (z.B. «Akzeptanz erneuerbarer Energie»).

Momentaufnahme der Beurteilung

Die Ergebnisse der vorliegenden Präferenzstudie stellen eine Momentaufnahme dar, wie mögliche Landschaftsentwicklungen durch Anlagen erneuerbarer Energien, vor allem Windenergie- und Photovoltaikanlagen, in der repräsentativen Bevölkerungsbefragung beurteilt werden. Landschaften mit einer Kombination verschiedener Infrastrukturen erneuerbarer Energien sind für die Bevölkerung in der Schweiz relativ neu. Was die Umsetzung der Energiestrategie 2050 räumlich konkret bedeutet, ist sich die Bevölkerung noch kaum bewusst. Soziale Bewegungen wie die «Klimastreik-Bewegung» verändern die gesellschaftliche Wahrnehmung und beeinflussen somit die Bedeutung, welche die Bevölkerung den Anlagen erneuerbarer Energien zuweist. Entsprechend können sich die Beurteilungen der in der Studie gezeigten Szenarien (gegebenenfalls durchaus schnell) ändern.

Die Untersuchungen basieren auf den heute verbreiteten Technologien. Der Stand der Technik, insbesondere in Bezug auf die Gebäudeintegration von Photovoltaikanlagen ist — unter anderem dank Entwicklungen im NFP «Energie» — zum Teil sehr viel weiter fortgeschritten. Bis diese in der Breite Verwendung finden, dürfte jedoch noch einige Zeit verstreichen.

Künftige Studien mit Fokus auf den Aspekt «Landschaft» können zeigen, ob sich die zugewiesenen Bedeutungen und die Bewertungen von Landschaften mit Anlagen erneuerbarer Energien in der Schweiz über die Zeit ändern oder nicht. Insbesondere mit Längsschnittstudien können solche Wandlungsprozesse eingehend untersucht werden.

Broschüre

Lesen Sie die ENERGYSCAPE Broschüre mit detaillierten Projektinformationen und Empfehlungen. Laden Sie dazu das PDF der Broschüre herunter:

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Impressum

Herausgeber:
ETH Zürich und Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

ETH Zürich, PLUS — Planung von Landschaft und Urbanen Systemen
Prof. Dr. Adrienne Grêt-Regamey, Dr. Ulrike Wissen Hayek, Reto Spielhofer, Laura Endres und Prof. Dr. Tobias Luthe
www.plus.ethz.ch

ETH Zürich, Chair of Cognitive Science
Dr. Tyler Thrash und Dr. Victor Schinazi
www.cog.ethz.ch

WSL, Sozialwissenschaftliche Landschaftsforschung
Dr. Marcel Hunziker und Dr. Boris Salak

WSL, Landnutzungssysteme
Prof. Dr. Felix Kienast
www.wsl.ch


Konzeption und visuelle Gestaltung

Prof. Dr. Tobias Luthe, Dr. Ulrike Wissen Hayek und Ralph Sonderegger
PLUS — Planung von Landschaft und Urbanen Systemen
ETH Zürich

Dr. Oliver Wimmer
Wissens- und Technologietransfer NFP «Energie»
CR Kommunikation AG


Lektorat

Urs Steiger
Steiger Texte Konzepte Beratung


Technische Umsetzung

Ralph Sonderegger, Grafik & Kontrabass
Max Eschler, CR Kommunikation AG

Finanzierung

Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Nationales Forschungsprogramm NFP 70 «Energiewende»
CH-3001 Bern
www.snf.ch

Bundesamt für Umwelt (BAFU)
CH-3003 Bern
www.bafu.admin.ch

Bundesamt für Energie (BFE)
CH-3003 Bern
www.bfe.admin.ch

Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ)
CH-8901 Urdorf
www.ekz.ch

Swissgrid AG
CH-5001 Aarau
www.swissgrid.ch

Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL)
CH-8903 Birmensdorf
www.wsl.ch

Sophie und Karl Binding Stiftung
CH-4020 Basel
www.binding-stiftung.ch

Begleitende Expertengruppe

Dr. Alfred Wittwer, SBB, Energie und Landschaft

Anke Domschky, ZHAW, Institut Urban Landscape, Dozentin für Landschaftsarchitektur

Dr. Astrid Björnsen, WSL, Leiterin Forschungsprogramm Energy Change Impact

Beat Schaffner, Meteotest AG, Geschäftsleitung, Präsident VR

Christian Moll, Swissolar, Leiter Wissensmanagement, Mitglieder & Solarprofis

Dr. Jonas Mühlethaler, Swissgrid AG, Research & Digitalisation Manager

Dr. Matthias Stremlow, BAFU, Sektion Ländlicher Raum, Sektionschef

Dr. Nebosja Bogdanovic, EKZ Renewables AG, Senior Manager Asset Development

Elisa Salaorni, BAFU, Sektion Landschaftsmanagement

Dr. Flurin Baumann, Amt f. Gemeinden u. Raumordnung Kanton Bern

Frederic Petrini-Monteferri, Laserdata GmbH, Managing Director

Hanspeter Fuchs, EKZ, Leiter Erneuerbare Energien

Jan Schudel, Binding Stiftung, Bereichsleiter Umwelt & Soziales

Joshu Jullier, Swissgrid AG, Communication Manager

Dr. Katja Maus, BFE, Sektion Energieforschung

Gallus Cadonau, SGS – Schweizerische Greina Stiftung, Geschäftsführer

Lukas Bühlmann, EspaceSuisse – Verband für Raumplanung, Direktor

Markus Geissmann, BFE, Bereichsleiter Windenergie

Mattia Cattaneo, ARE, Sektion Bundesplanungen

Dr. Regina Füeg, BPUK, Geschäftsführerin

Reto Rigassi, Swiss Eole, Geschäftsführer

Roman Hapka, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, stv. Geschäftsleitung

Stephan Thalmann, Alpiq AG, Portfolio Manager Renewables

Für den Inhalt und die Empfehlungen auf dieser Webseite ist ausschliesslich das Team des ENERGYSCAPE-Projekts verantwortlich. Die Aussagen stimmen nicht zwingend mit der Haltung der Mitglieder der Begleitgruppe überein.

«Making of»

Wie wurde gemessen, welche Landschaftsentwicklungen mit Anlagen erneuerbarer Energien die Schweizer Bevölkerung bevorzugt? Erfahren Sie mehr über die Entstehung der 3D-Landschaftssimulationen und die Durchführung des Laborexperiments.

Punktwolken und Umweltgeräusche

Die virtuellen Darstellungen der Landschaftstypen beruhen auf Laser Scanning Daten, die aus der Luft und am Boden aufgenommen wurden.

Terrestrial Laser Scanner (TLS) liefern dichte Punktwolken der physischen Oberflächen, die ein realistisches dreidimensionales Bild der Landschaft wiedergeben. Die Daten wurden im Grafikprogramm Cinema 4D zusammengefügt und mit Objekten von Windenergie- und Photovoltaikanlagen ergänzt.




Mit einem sogenannten Soundfield-Mikrofon wurden die Umgebungsgeräusche an den Standorten in den jeweiligen Landschaften aufgenommen. Die Aufnahmen wurden anschliessend zu stimmigen, charakteristischen Geräuschsequenzen abgemischt und in Videos mit den virtuellen Landschaften verknüpft.

Wind- und Solarenergienutzung in sieben Charakterlandschaften

Die Simulationen zeigen Kombinationen von Windparks und Photovoltaik-Anlagen in sieben Charakterlandschaften der Schweiz.

Es wurden unterschiedliche Szenarien von Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen sowie Hochspannungsfreileitungen in die virtuellen Landschaften integriert. Hierzu wurden für Wind- und Solarenergie drei verschiedene Szenarien mit unterschiedlicher Anzahl Windenergieanlagen (WEA) beziehungsweise Kollektorenfläche definiert:
- niedrig (LOW): 3 WEA, 4500 m2 PV-Anlagen
- mittel (MEDIUM): 6 WEA, 9000 m2 PV-Anlagen
- hoch (HIGH): 10 WEA, 18000 m2 PV-Anlagen

Hochspannungsfreileitungen waren entweder vorhanden oder nicht.

Präferenzen für Energielandschaften im Labor untersuchen

Damit die Landschaftsszenarien möglichst realitätsnah erlebt werden konnten, mussten die akustischen Bedingungen und die Lichtverhältnisse optimiert werden.

Für die Wiedergabe diente das Mobile Visuell-Akustische Labor «MVAL», eine transportable Aluminiumkonstruktion mit geräuschabsorbierenden Vorhängen als Wände und Decke. Hier wurden die audio-visuellen Simulationen gezeigt. Die aufbereiteten Umgebungsgeräusche wurden dabei mit einem System aus fünf Lautsprechern wiedergegeben.

Von den Studienteilnehmenden wurde erfragt, welche Energielandschaften sie gegenüber anderen bevorzugen. In dem Experiment bewerteten die Teilnehmenden ihre Wahrnehmung des Landschaftsbilds der gezeigten Szenarien bezüglich vier Grundqualitäten der Landschaft: Komplexität, Kohärenz, Mysteriosität und Lesbarkeit. Zudem wurde ihre Hautleitfähigkeit mittels Sensoren an ihren Fingern gemessen, um die unbewussten emotionalen Reaktionen auf die Landschaftsszenen zu erforschen.

[Mehr Informationen zu den Szenarien, dem Laborexperiment und der Online-Befragung: Broschüre]

Kontakt und Team

ETH Zürich
Prof. Dr. Adrienne Grêt-Regamey
Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung
Planung von Landschaft und Urbanen Systemen
Stefano-Franscini-Platz 5
8093 Zürich

gret@ethz.ch
www.plus.ethz.ch


ETH Zürich

PLUS — Planung von Landschaft und Urbanen Systemen

Prof. Dr. Adrienne Grêt-Regamey

Dr. Ulrike Wissen Hayek

Reto Spielhofer

Laura Endres

Prof. Dr. Tobias Luthe

Chair of Cognitive Science

Dr. Tyler Thrash

Dr. Victor Schinazi


WSL

Landnutzungssysteme

Prof. Dr. Felix Kienast

Sozialwissenschaftliche Landschaftsforschung

Dr. Marcel Hunziker

Dr. Boris Salak


Steiger Texte Konzepte Beratung

Urs Steiger

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